Kreislandvolkverband Wesermarsch e.V.

16 Jul von Sascha

Kreislandvolkverband Wesermarsch e.V.

Letzte Woche, am Freitag den 09. Juli habe ich mich mit dem Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes Wesermarsch e.V., Manfred Ostendorf in der Gemeinde Ovelgönne getroffen.

Herr Ostendorf begrüßte mich im neuen Schulungsgebäude im Grünen Zentrum. Im Grünen Zentrum, sind 14 verschiedene Institutionen untergebracht, die sich allesamt mit der Landwirtschaft beschäftigen. Das Schulungsgebäude ist zwischen Mai und Oktober 2019 entstanden und hatte die große Herausforderung sich als modernes Gebäude im Denkmal-Ensemble der Albrecht-Thaer-Straße zu integrieren.

Gerade in Ovelgönne hat die Landwirtschaft einen hohen Stellenwert. Als die Gemeinde mit der geringsten Einwohnerdichte hat es für die Landwirtschaft sehr viel Platz zu bieten. Nimmt man noch die zentrale Lage und die Historie des Deutschen Milchkontors in Strückhausen hinzu, wird einem erst bewusst, wie wichtig die Milchwirtschaft in der Gemeinde ist.

Insgesamt sind etwa 1700 Personen aus der ganzen Wesermarsch Mitglied im Kreislandvolkverband. Der Kreislandvolkverband versteht sich dabei als Drehscheibe für Information, als Dienstleister und auch als Interessenvertretung.

So wird das Rundschreiben „Unser Landvolk“ drei Mal im Jahr herausgegeben. In der Zeitschrift werden aktuelle Entwicklungen sachlich dargestellt. Da werden dann auch Themen abgehandelt, die keinem wirklich Spaß machen, aber trotzdem Bestandteil der täglichen Arbeit sind. Daneben wird mindestens ein Mal (manchmal sogar zwei oder drei Mal) pro Woche Newsletter an alle Mitglieder versandt. Dabei werden sämtliche Mitteilungsformen, von Fax über Email bis hin zu WhatsApp abgedeckt.

Der Kreislandvolkverband hat dann auch diverse Dienstleistungen anzubieten. So wird den Mitgliedern Steuerberatungen, Versicherungsangelegenheiten und diverse Beratungsleistungen angeboten. Als Mitglied erhält man auch Angebote über vergünstigtes Auto-Leasing und günstigere Energieversorgungsleistungen.

Als Vertretung von ca. 1700 Mitglieder kann man dann bei Behörden und politischen Vertretung einiges an Gewicht auf die Waage legen, um den Argumenten für die Landwirtschaft ein gewisses Gewicht zu verleihen. Der sog. „Niedersächsische Weg“ zeigt allerdings auch, wie wichtig Kooperation ist. Die Bevölkerung stellt bereits jetzt schon hohe Anforderungen an die Landwirtschaft, ohne allerdings die Bereitschaft aufzubringen, für die Mehraufwendungen auch die Rechnung zu übernehmen. Viele der Forderungen gehen dann in Natur- und Artenschutz über; sind aber selten kostenneutral umzusetzen. Der Kreislandvolkverband versucht dabei gemeinsam mit Verwaltung und Politik einen Weg zu finden, dass öffentliche Interesse an nachhaltiger Landwirtschaft mit den Existenzängsten der Landwirte in Einklang zu bringen.

Als erstes erschien mir das etwas fremd, dass im Klimaschutzgesetz des Bundes Maßgaben gefordert wurden, die vor Ort realistisch gar nicht umgesetzt werden können. Da wurde beschlossen, dass die Emissionen der Moorlandschaft um 100 % gesenkt werden. Wenn ich Mathe richtig verstanden habe, bedeutet das, die Emissionen auf 0 zurück zu fahren. Ich kann nur vermuten, dass Menschen diese Regelungen ins Leben gerufen haben, die gar nicht wissen, was die komplette Vernässung von Moorlandschaften für die Region bedeuten.

Betrachtet man dann auch noch die Binnenwasserwirtschaft, die vom Zustrom der Weser abhängig ist, kann man eigentlich nur ganz erstaunt darüber sein, wie diffizil das 20.000 Kilometer-Graben- und Wasser System ist. Wird die Weservertiefung durchgeführt, hat das Auswirkungen auf die Versalzung und der Fließgeschwindigkeit der Weser. Da allerdings das Wasser aus den tieferliegenden Gebieten Richtung Weser gepumpt werden müssen, entsteht ein Druck der gegeneinander läuft. Sobald die Weservertiefung beschlossene Sache ist, muss der Generalplan Wesermarsch anlaufen und erst dann sollte die Weservertiefung stattfinden. Hier reden wir aber von 10 bis 20 Jahren.

Als mir Herr Ostendorf von den Anforderungen aus der Düngemittelverordnung berichtete wurde mir dann auch wieder in Erinnerung, was ich vor einigen Tagen schon gehört habe. Das romantische Landwirtdasein gibt es nicht mehr. Man muss schon mit Herz und Blut dabei sein, um die inzwischen erforderlichen Unternehmerqualitäten auch anzunehmen und vor allem die immer weiter steigenden bürokratischen Anforderungen gerecht zu werden. Die Politik und die rechtlichen Vorgaben von Bund und Land mischen sich immer weiter in den Produktionsprozess vor Ort ein.

Was mich am meisten verblüfft hat, war Reifegrad der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Ich konnte kaum glauben, was ich da gehört habe. Da werden über die Chips in den ‚Ohren bei der Milchviehhaltung die Temperaturen gemessen, diese dann meistens schon einen Tag, bevor eine Entzündung entstehet schon darauf hinweisen. Der entsprechende Tierarzt erhält praktisch schon einen Tag vorher eine Nachricht, dass die Kuh krank wird. Mit Sensoren in den Ställen kann man den Fettgehalt im Rücken messen und weiß dadurch, ob die Tiere über- oder unterfüttert sind. Mit GPS und Sensoren können die landwirtschaftlichen Fahrzeuge auf dem Zentimeter genau im Feld fahren – praktisch ohne Fahrer.

Mit der Kampagne „Eure-Landwirte“ ist auch ein Weg gefunden worden, die Arbeit der Landwirtschaft auch noch einmal näher zu bringen. Mit Videos auf YouTube und im Kino werden hautnah Geschichten aus dem Alltag der Landwirtschaft dargestellt.

In der Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Kommunalverwaltung versicherte mir Herr Ostendorf, dass es – sobald es Corona wieder zulässt – natürlich Zusammenkünfte geben wird. Mit gemeinsamen Grillaktivitäten sollen die Bürgermeister_innen auch Kontakt zu den Ortsverbänden erhalten. Bei der einen oder anderen Veranstaltung habe ich durchaus auch schon Kontakt zu Landvolkverbänden herstellen können, dennoch bin ich gespannt auf das erste gemeinsame Grill-Event!

Weitere Infos:

www.klv-wesermarsch.de

www.eure-landwirte.de

 

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